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Donnerstag, 08.01.2009

 

Lao PDR (People Democratic Republic) oder frei übersetzt : Laos Please Dont Rush. Endlich ein Ort der (relativen) Ruhe nach lauten und strapaziösen Tagen in Hanoi.

Als wir am 4. Januar 2009 nach knapp einstündigem Flug in Vientiane, der Hauptstadt Laos, landeten dachten wir im Paradies angekommen zu sein. Kein Hupen, kaum Motorräder und Autos, gute Luft, Ruhe und freundlich lächelnde Menschen. Dieser erste Eindruck hat sich zwar zwischenzeitlich etwas relativiert. Trotz aller Freundlichkeit hat man uns auch bereits mehrfach kräftig übers Ohr gehauen, aber das gehört wohl mit zur

Asienerfahrung. Zudem stören sich auch Laoten nicht am Krach und zögern demzufolge auch nicht, ebensolchen zu entfalten. Nur sind dies mit 6 Mio. Einwohnern (600.000 davon leben in Vientiane) eben viel weniger, als in Vietnam (84 Mio. mit stark steigender Tendenz, denn die von der Regierung zwischenzeitlich propagierte Geburtenkontrolle findet zumindest bei der Landbevölkerung wenig Akzeptanz).

 

Trotz seiner 600.000 Einwohner wirkt Vientiane eher kleinstädtisch und sehr französisch. Wolkenkratzer sucht man vergeblich, dafür gibt es noch viele schöne Villen aus der Kolonialzeit und breite, Baum bestandene Boulevards. Die Straßennamen sind auf französisch angegeben und am zentralen Platz der Stadt, dem Nam Phou, reiht sich ein französisches Restaurant an das andere. Auch an Weinhandlungen und Bäckereien besteht kein Mangel. Daneben sind einige der beeindruckendsten sakralen Bauwerke des streng buddhistischen Landes zu bestaunen, allen voran der komplett mit Blattgold verkleidete That Luang, dem Wahrzeichen Laos, oder dem ältesten erhaltenen Kloster Vientianes, dem Vat Sisaket mit über 10.000 Buddhastatuen. Eine Kuriosität ist der Anousavari, ein aus den fünfziger Jahren stammender Triumphbogen, der mit Zement errichtet wurde, den die

Amis den Laoten an sich zum Ausbau ihres Flughafens zur Verfügung gestellt haben. Das Tor hat daher auch den Spitznamen „vertikale Rollbahn“.

 

Nach drei schönen und erholsamen Tagen in Vientiane, in denen sich unser Gaumen so langsam an die unglaublich scharfe, aber leckere laotische Küche gewöhnen durfte, ging es weiter nach Norden in das Travellerparadies Vang Vieng. Der Ort hat in kultureller Hinsicht nichts zu bieten, liegt aber fantastisch eingebettet zwischen Karstbergen an einem ruhig dahin gleitenden, grün schimmernden Fluss. Hier ist Schwimmen, Kayaking, Biking und Caving angesagt, letzteres wegen der vielen Höhlen in der Umgebung. Nachts wird bei lauter Technomusik Party gefeiert, was nicht unser Ding ist, aber wir haben uns diesmal in ruhiger Lage untergeschafft. Ursprünglich wollten wir hier nur zwei Tage bleiben, da sich aber in Luang Prabang, unserem nächsten Ziel, das Finden eines freien Hotelzimmers als äußerst schwierig gestaltete, haben wir einen Tag verlängert, bevor es auf die kurvenreiche Weiterfahrt nach Norden geht.    

    

 

Mittwoch, 14.01.2009

 

Da Vang Vieng und Umgebung ein Paradies für Wassersportler ist, konnten wir uns das nochmalige Vergnügen eines Whitewater-Kayaking natürlich nicht entgehen lassen. Über einige leichtere Stromschnellen (sog. Grad I und II - Rapids) ging das feuchtfreuliche Vergnügen (am zweiten Rapid hat es unseren Zweisitzer leider etwas gebeutelt) zunächst durch eine herrlich beschauliche Flusslandschaft bis zu den bizarr anmutenden Bretterverschlägen des Ortes, in denen sich Abends das Jungvolk trifft, um  Party zu feiern. Der Ort wird aber sicherlich über kurz oder lang seinen Partycharakter abstreifen und sich zu einem Erholungsort für ein gesetzteres Publikum wandeln, was aus meiner Sicht nicht zu bedauern ist, denn die landschaftliche Schönheit und Ruhe der Gegend passt einfach nicht zu dröhnender Technomusik und Alkoholexzessen.

 

Die Fahrt nach Luang Prabang (240 km in 6,5 Stunden) war ein Erlebnis und das nicht nur wegen der einmalig schönen Landschaft, sondern auch wegen der 200 km langen Bergstrecke, auf der sich eine Kurve an die andere reiht. Den ersten Schock bekamen wir bereits angesichts des Busses, der uns von unserer Unterkunft in Vang Vieng abholte. War schon das als „VIP-Bus“ deklarierte Gefährt, welches uns von Vientiane nach Vang Vieng brachte, hinsichtlich seines Erhaltungszustandes eher bedenklich, übertraf der Bus, den wir in Vang  Vieng besteigen mussten, unsere schlimmsten Befürchtungen. Hinter dem Fahrer war das komplette Gepäck aller Mitreisenden völlig ungesichert aufgetürmt und drohte jeden Augenblick, den Fahrer zu erschlagen. Die Vorderachse ächzte und die Bremsen quietschten, von den abgefahrenen Reifen wollen wir gar nicht erst reden.  Da wir nun mal unsere Tickets hatten, über alternative Transportmöglichkeiten nicht so recht Bescheid wussten und alle Mitreisenden um uns herum völlig unbekümmert und fröhlich waren, wollten wir nicht als überzimperlich gelten und nahmen Stoßgebete aussendend in dem Gefährt Platz. Dieses fuhr uns aber Gott sei Dank nur zum außerhalb der Stadt gelegenen  Busbahnhof, wo wir in einen ordentlich großen, gut motorisierten und recht modernen Überlandbus umsteigen konnten, der uns – von kleineren Übelkeiten abgesehen - ohne wesentliche Blessuren nach Luang Prabang .brachte.

 

Die am Mekong gelegene alte Königsstadt Luang Prabang (Weltkulturerbe seit 1995) ist sicherlich die touristischste Stadt Laos, aber zugleich eine der schönsten Städte Südostasiens, jedenfalls wenn man mehr Wert auf asiatische Beschaulichkeit als auf quirliges, lautstarkes Treiben legt . Die Straßen sind dicht mit Palmen bestanden, es gibt viele hübsche alte Villen (koloniale und traditionelle laotische Häuser), von denen sehr viele in gelungener Weise wieder hergerichtet sind. Von den ehemals 65 Klöstern in und um Luang Prabang sind noch an die 30 im Betrieb und die ca. 2.000 dort lebenden Mönche prägen mit ihrer orangeroten Kleidung das Stadtbild. Leider nimmt man als Tourist am Mönchsleben auch insoweit teil, als morgens um 4:00 Uhr die Trommeln und frommen Gesänge zum Aufstehen rufen. Die Atmosphäre der Stadt ist trotz des touristischen Auftriebs sehr relaxt und ruhig. Es findet wenig geschäftstüchtige Anmache statt, gebettelt wird überhaupt nicht (was übrigens auch nicht der laotischen Kultur entspricht). Luang Prabang ist ein ganz wunderbarer Ort, um zwischen den Ständen der verschiedenen Märkte einher zu schlendern und die dargebotenen Textilien (viel Seide), Silbersachen und Gemälde (teils durchaus geschmackvoll) zu begutachten. Es gibt vor allem einen riesigen, sehenswerten Nachtmarkt, auf dem man sich billig und lecker verköstigen kann. Interessant ist ferner der Königspalast, der in weiten Teilen noch so eingerichtet ist, wie er dies unter der letzten laotischen Herrscherfamilie war. Luang Prabang hat sogar noch mehr französisches Flair  als Vientiane, was in kulinarischer Hinsicht keinesfalls schlecht sein kann. Neben Fußball und Badminton spielt man hier Boule, es ist also kein Wunder, dass sich Franzosen in diesem Lande so wohl fühlen. Man begegnet ihnen hier in solchen Scharen, dass wir uns ernsthaft fragen, ob ihr Mutterland überhaupt noch von einer Menschenseele bewohnt wird.

 

Von Luang Prabang ging es nach 3 Tagen weiter mit dem Minibus in den Nordosten Laos nach Nong Kiao. Nong Kiao ist wegen seiner spektakulären Lage am Fluß Nam Ou ein lohneswertes Reiseziel. Der Ort ist im Moment noch etwas abseits der eingefahrenen touristischen Pfade, bietet aber gleichwohl ein paar ordentliche Unterkünfte und Restaurants. An sich sollte man die Strecke von Luang Prabang oder zurück (ca. 150 km) mit dem Boot absolvieren, denn die Landschaft um den smaragdgrünen Nam Ou ist sehenswert. Links und rechts des Flusses ragen mit dichtem Dschungel bewachsene, teils bizarr geformte Karstberge hervor und die Stimmung vor allem beim Sonnenuntergang ist wunderschön. Wir ziehen gleichwohl die 3stündige Bustour der über 7stündigen Bootstour vor, denn zum einen verläuft auch die Straße überwiegend am Fluss entlang, zum anderen ist uns das mehrstündige Sitzen auf kurzen harten Holzbänken im Boot verbunden mit dem ohrenbetäubenden Lärm des Dieselmotors einfach zu anstrengend. Stattdessen wollten wir eigentlich in Nong Kiao ein Boot für eine kürzere Flussfahrt chartern, aber die Bootsleute haben sich hier offenbar mafiamäßig abgesprochen und verlangen Phantasiepreise, die völlig außer Verhältnis zur angebotenen Leistung stehen, und die wir deshalb auch nicht gewillt sind zu zahlen, auch wenn wir es uns – worauf wir bei unseren Verhandlungen unverblümt hingewiesen wurden – natürlich ohne weiteres leisten könnten. Wenn wir schon spenden, dann an eine der vielen in Laos tätigen Hilfsorganisationen, nicht an relativ wohlhabende Bootseigner.

 

Öffentliche Boote sind tagsüber nur in eine Richtung unterwegs, d.h. wir kämen nicht in unsere Unterkunft zurück. Auf einen Wechsel des Ortes haben wir aber keine Lust, denn wir wohnen hier in nett gestalteten Bungalows, deren Terrassen quasi über dem Fluss schweben und genießen den Ausblick auf das Treiben im und am Fluss (einschließlich der Gesänge, denn die Laoten singen viel und gerne, meist aber leise vor sich hin), die steil aufragenden Berge und den Sonnenuntergang. Nur am Abend wird es empfindlich kalt. Die Temperaturen dürften sich dann so um die 5 ° Celsius und darunter bewegen und Heizungen, Öfen oder Kamine kennt man hier nicht. Also haben wir unsere „Andenausrüstung“ einschließlich Schlafsäcken wieder ausgepackt. Für´s Gröbste hat man uns zudem Heizdecken zur Verfügung gestellt, was frühes Zubettgehen der Gäste und kurze Restaurantöffnungszeiten sicherstellt.

 

Als Ersatz für die Bootsfahrt haben wir ein nettes Fahrradtöurchen mit richtig guten Montainbikes  (die besten auf unserer Reise) gemacht. Mangels anderer Wege ging es die Nationalstraße 1, die Hauptverbindungsstraße in den Nordosten Laos, entlang, was aber nicht schlimm war, denn außer eine Hand voll LKW, 3 Bussen und einigen wenigen Motorradfahrern sind uns auf der 3stündigen Tour keine Fahrzeuge begegnet. Wir hatten Natur pur, und die ist in Nordlaos wunderschön. Ab und zu ging es durch kleine Dörfer und von überall schallte es „ Sabaidee“, das laotische Wort für Hallo. Die Menschen hier sind ausgesprochen nett und freundlich, wenn auch im direkten Kontakt ein wenig scheu. Wie anders ist das doch in Vietnam und wir staunen immer wieder, wie sich bei einem kurzen Grenzwechsel die Mentalität der Menschen ändern kann. Jedenfalls hat uns die Fahrradtour voll und ganz für den ausgefallenen Bootstrip entschädigt.   

 

Am 16. Januar geht es nochmals zurück nach Luang Prabang und von dort am 17. Januar mit dem Flieger nach Chiang Mai, Thailand. Ursprünglich wollten wir ja über den Mekong nach Thailand einreisen, nachdem aber die thailändische Regierung kürzlich nichts besseres zu tun hatte, als bei Einreisen über Land die visafreie Aufenthaltsdauer für Deutsche von 30 auf  15 Tage zu verkürzen (und das bei stark fallenden Touristenzahlen !) und wir weder in Hanoi noch in Vientiane so lange bleiben wollten, wie die Thais für die Bearbeitung eines Visaantrages benötigen (in Hanoi hatte die Botschaft zudem über Neujahr ganze 5 Tage geschlossen), sahen wir uns nun gezwungen, mit dem Flugzeug nach Thailand einzureisen (mit Air Lao, was ich bei meiner Flugangst gerne vermieden hätte), um dort bis zu unserer Rückreise nach Europa noch ein wenig Erholungsurlaub zu machen.