Weltreise 2008 + Südamerika 2019

Mittwoch, 24.09.2008

 

Wir sind jetzt 10 Tage in Neuseeland und hatten noch keine Zeit, etwas für unsere Website zu schreiben. Auckland kannten wir ja schon ein wenig von unserem Stoppover zwischen Tahiti und Fiji, nur diesmal durften wir die Stadt bei wesentlich angenehmerem Wetter genießen. Den besten Überblick verschafft man sich durch eine Tour auf den Skytower, der mit 328 Metern Höhe das höchste Gebäude der südlichen Hemisphäre ist. Die Tour ist selbst für Schwindelfreie eine Herausforderung (ganz Wagemutige – zu denen wir nicht gehörten - können für teures Geld auch außen auf einer geländerlosen Rampe um das Observation Decks herumlaufen), dafür wird man aber mit einer grandiosen Aussicht über  Auckland mit seinen zwei tief ins Land einschneidenden Naturhäfen, Vulkanhügeln und vor gelagerten Inselchen belohnt.
Blick vom Sky-Tower in Auckland

Wir hatten Glück, denn die Sonne strahlte und bot eine wunderbare Fernsicht. Alle Leute waren an diesem Tag wohl gelaunt und freuten sich über das schöne Wetter, welches eine wochenlange, äußerst heftige Regenperiode beendete.  Seither ist das Wetter sehr in Ordnung, wenn man bedenkt, dass es hier erst frühes Frühjahr, etwa mit unserem Märzende vergleichbar, ist. Zwar ziehen immer mal wieder auch dunklere Wolken auf, es regnet aber nur selten und in der Regel nur kurz, dann scheint auch schon wieder bei ca. 17 bis 20 Grad die Sonne.

 

Nach einem Tag Besichtigungs- und Shoppingtour ging es dann mit unserem Wohnmobil weiter nach Norden in die Bay of Islands, wo die Neuseeländer ihre Geschichte zelebrieren. Da es ein relativ junges Land ist, wird hier jedes Gebäude, das vor 1900 errichtet wurde, zur touristischen Attraktion stilisiert und seine Geschichte sowie die seiner Bewohner einschließlich sämtlicher Nachfahren in epischer Breite und mit viel Liebe zum Detail dargestellt. Wir Europäer zucken dabei ein wenig mit den Schultern, freuen uns aber trotzdem über die liebevoll restaurierten Häuschen und Kirchlein. Fremdartig ist natürlich die Kultur der Maoris, die die Inseln seit etwa 1.200 n. Chr. besiedeln. Leider haben wir bisher nicht herausgefunden, wie hoch deren Anteil an der Gesamtbevölkerung ist, jedenfalls ist ihre Kultur hier allgegenwärtig was sich z.B. auch an den für uns kaum aussprechbaren Ortnamen zeigt. Im Aussehen, Sprache und Tanz ähneln die Maori sehr den Menschen auf Tahiti oder der Osterinsel, was für einen gemeinsamen polynesischen Ursprung spricht.  In der Bay of Islands liegt mit dem Ort Russel die erste europäische Siedlung Neuseelands. Der Ort wurde etwa Ende des 18. Jahrhunderts zunächst von Walfisch- und Robbenfängern besiedelt und erwarb sich in dieser Zeit den zweifelhaften Ruf eines sittenlosen „Hellhole of the Pacific“. Heute ist Russel ein ausgesprochen hübsches Ferienörtchen für reiche Neuseeländer und Ausgangspunkt von Whale- und Delphin-Watching-, Hochseefischerei- und Tauchtouren. In der Nähe liegt der sog. Treaty-Ground, Schauplatz des im Jahre 1840 geschlossenen Vertrages zwischen Maoris und Engländern, in dem Erstere sich angesichts heftiger Stammesfehden untereinander und Okkupationsbestrebungen der Franzosen dem englischen Protektorat unterstellten und damit letztlich ihre Unabhängigkeit aufgaben. Aber immerhin ist dies hier freiwillig geschehen, wenn es auch in der Folgezeit zu Unzufriedenheiten mit der englischen Vorherrschaft und hin und wieder zu Gemetzeln mit den britischen  „Beschützern“ kam. Heute scheint man mit dem Schicksal, welches das Land genommen hat, im großen und ganzen zufrieden zu sein. Jedenfalls werden die Maoris hier nicht im vergleichbaren Maße ausgegrenzt, wie die Aboriginies in Ausstralien, wenngleich ein soziales Gefälle zwischen europäisch stämmigen Neuseeländern und Maoris besteht. Gleiches lässt sich aber auch im Verhältnis zu den vielen asiatischen Einwanderern (in Auckland hatten wir teilweise den Eindruck, uns in einer asiatischen Großstadt zu bewegen) erkennen.

 

Von Russel ging es weiter zunächst entlang der Nord-Ost-Küste, dann überwechselnd zur Westküste zum Cape Reinga, dem nord-westlichsten Punkt Neuseelands, wo sich die Tasmanische See und der Pazifik treffen. Der Ort ist beeindruckend. Links erheben sich große Sanddünen und man schaut über eine tief fallende Klippe hinweg in die Ewigkeit. An einem solchen Ort zahlt sich aus, dass wir noch vor der üblichen Reisesaison hier unterwegs sind, denn wir konnten – abgesehen von einem etwas eisigen Wind - die Atmosphäre dort recht ungestört genießen. Das gilt im Übrigen für alle touristischen Spots. Sollte sich das Wetter so halten, haben wir die ideale Reisezeit erwischt. Auch auf den Campingplätzen stehen uns die besten Stellen frei zur Auswahl. Ausgehend von der Größe und Vielzahl der Plätze muss das im Sommer ganz anders sein.

 

Vom Cape Reinga ging es dann an das südliche Ende des sog. 90-Mile-Beach. Der Strand erstreckt sich tatsächlich über annähernd 110 km an der Nordwestküste entlang. Er hat zudem eine beachtliche Breite und wird von den Einheimischen hin und wieder auch als Autostrecke genutzt. Ich habe mit natürlich die Gelegenheit für ein ausgedehntes Strandläufchen nicht nehmen lassen. Als dauerhafte Trainingsstrecke wäre er aber zu langweilig, denn es gibt auf der gesamten Länge des Strandes nur zwei Ansiedlungen mit Zufahrten. Außer Sand, Wellen und Dünen ist also nichts zu sehen.

 

Vom 90-Mile-Beach sind wir dann an der westlichen Seite der Nordinsel entlang zur sog. Kauri Coast gefahren. Die Landschaft im Landesinneren ist hier leicht hügelig, sattgrün und zur Zeit mit vielen bunt blühenden Bäumen, Sträuchern und Blumen versehen. Dazwischen weiden große Herden von Kühen.und Schafen (laut unserem Reiseführer stehen der menschlichen Bevölkerung Neuseelands von ca. 4,2 Mio (das sind kaum mehr Einwohner als Berlin hat) 40 Mio Schafe gegenüber). Alles mutet größtenteils wie eine riesige Parklandschaft an, in der Milch und Honig fliesen, und das scheint auch tatsächlich der Fall zu sehen (neben Kühen sind auch jede Menge Bienenstöcke zu bewundern). Nur das Fahren hier ist zum Teil etwas mühselig. Die Hauptstraße sind zwar gut geteert, aber stellenweise sehr eng und größtenteils sehr kurvig. Wir müssen mit unserem Wohnmobil ordentlich kurbeln und sind froh, nicht noch eine größere Kategorie genommen zu haben.

 

Die Attraktion der Kauri-Coast sind natürlich die Kauri-Bäume, die – gemessen an der Holzmenge - zweitgrößten der Erde, von denen nur leider nur noch wenige stehen. Alle anderen der beeindruckenden, kerzengrade gewachsenen Baumriesen sind dem Holzfällerboom im letzten Jahrhundert zum Opfer gefallen. Da die Bäume sehr langsam wachsen und bis zu 4.000 Jahre alt werden, wird man nun geraume Zeit warten müssen, um neue Baumbestände heranzuzüchten.


Samstag, 27.09.2009

 

Wieder sind einige Tage mit viel Fahrstrecke und noch mehr Eindrücken von Land und Leuten vergangen. An der Kauri Coast gab es noch das wunderbar hergerichtete Kauri Museum in Matakohe zu besichtigen. Zu bestaunen waren riesige Abschnitte aus dem wertvollen Kauriholz, ein Überblick über die gesamte Holzindustrie von der Frühzeit bis heute einschließlich Aufbau eines ganzen Sägewerkes und die Ausstellung sog. „Kauri gums“, einer Art versteinertem Baumharz, vergleichbar unserem Bernstein, das unter teils unmenschlichen Bedingungen aus dem Boden befördert wurde, offenbar aber gutes Geld brachte. Neuseeländische Museen ähneln im Übrigen in ihrer Machart sehr den Amerikanischen. Man arbeitet viel mit Audioeffekten und Videoshows und liebt die Darstellung kleiner Geschichten aus dem alltäglichen Leben der Vorfahren. Offenbar beteiligt sich die Bevölkerung auch mit großem Enthusiasmus an der Sammlung der historischen Ausstellungsstücke. Man ist eben stolz auf sein Land und dessen Geschichte. Das gilt auch und ganz besonders für die Darstellung der Maori-Kultur und der vielen damit zusammenhängenden Sagen und Mythen.

 

Von der Kauri Coast ging es weiter zur Coromandel-Halbinsel, die vor allem durch landschaftliche Attraktivitäten glänzt. Besonders beeindruckend fanden wir die Cathedral Cove, einen gigantischen Kalksteinbogen zwischen zwei durch hoch aufragende Kalksteinfelsen begrenzte weißsandigen Buchten mit vorgelagerten Kalksteininselchen, und den sog. Hot Water Beach, an dem zwei Stunden vor und nach dem tiefsten Wasserstand heiße Quellen aus dem Sand hervorsprudeln. Mit wenigen Spatenstichen lassen sich einfache Thermalbecken herstellen, in denen man wunderbar der heran kommenden Brandung zuschauen und relaxen kann (einige tun dies bis ihre Haut die Farbe eines gekochten Hummers angenommen hat).

 

Danach konnten wir der Versuchung nicht widerstehen, auf der Fahrt nach Rotorua, einem der touristischen Hot-Spots Neuseelands, einen Strandtag in Waihi Beach in der Bay of Plenty  einzulegen. Dort waren wir nicht nur auf einem wunderschönen, super gepflegten Campingplatz fast die einzigen Gäste, der neun Kilometer lange größtenteils weiße, an einigen Stellen aber auch pechschwarze Sandstrand ist das Ideal jedes Strandläufers.

 

Rotorua ist vor allem ein Zentrum der Maori Kultur, denn hier hat sich einer der sieben Stämme angesiedelt, die vor ca. 800 bis 1.000 Jahren mit riesigen Seecanoes (sog. Waka) wahrscheinlich aus dem Gebiet um Hawai (Hawaiiki) nach Neuseeland kamen. Natürlich mussten wir auch hier einer kulturellen Performance mit Begrüßungszeremonie (wilde Kriegsgebärden und dann ein fester Händedruck mit zweimaligem „Nasenkuß“),Tänzen und Gesängen beiwohnen. Es war die mittlerweile fünfte Tanzvorführung, zählt man die öffentliche Probe einer Tanzgruppe auf der Osterinsel dazu. Bernhard zeigte zwar schon leichte bis mittelschwere Ermüdungserscheinungen, zumal sich Musik, Kostüme und teils auch die Tänze und Gesänge in der ganzen Südsee sehr ähneln, aber ich wollte unbedingt den Haka, den berühmten Kriegstanz der Maorimänner, heutzutage vor allem zelebriert vor Rugby-Spielen, sehen. Die Vorführung hat mich schwer beeindruckt, insbesondere das Aufreißen der Augen bei gleichzeitigem Herausstrecken der Zunge, das dazu dienen soll, den Feind so einzuschüchtern, dass es erst gar nicht zum Kampfe kommt. Kombiniert mit lautem Brüllen, Schenkel- und Brustklopfen scheint mir der Tanz das ideale Work-Out nach stressigen und nervigen Arbeitstagen zu sein. Der Aufbau einer Haka-Schule in Berlin wäre vielleicht ein gewinnbringendes Unternehmen.

 

Rotorua ist zudem bekannt durch seine Badekultur. Die Stadt liegt in einem sehr aktiven  geophysikalischen Gebiet und überall blubbern Schlammlöcher, rauchen Geysire und schießen heiße Quellen hervor. Die Stadt hatte zu Beginn des letzten Jahrhunderts den Anspruch, der Badeort der südlichen Hemisphäre zu sein. Zurückgeblieben sind einige sehr schön restaurierte Badehäuser. Im ortsansässigen Museum kann man alles über frühere Badekuren erfahren und auch ein Erdbeben hautnah miterleben. Etwas enttäuchend war für uns der viel gepriesene Polynesian Spa, der zwar sehr schön mit Blick über den Lake Rotorua gelegen ist, aber von den sonstigen Facilities (Saunen, gemütliche Ruheräume usw.) nicht mit unseren Thermalbädern mithalten kann.

 

Auf der Weiterfahrt zum Lake Taupo, dem größten Kratersee der Welt, gab es noch das Geothermalgebiet Orakei Korako zu besichten. Die Geysire waren bei unserem Besuch zwar etwas faul, dafür weist das Gebiet farbenprächtige Sinterterrassen und eine riesige Höhle mit einem jadefarbenem Warmwassersee auf. Leider ist ein noch wesentlich größeres Terrassengebiet einem Staudammprojekt zum Opfer gefallen. Auf der anderen Seite ist es aber auch sinnvoll, dass man hier die Wasserkraft zur Energiegewinnung einsetzt. Ein Blick auf die in der Nähe von Taupo gelegenen Huka Falls zeigt, welche Power so ein Fluss haben kann (bis zu 270 m 3 Wasser pro Sekunde). Unseren Plan, es hier mal noch mal mit Whitewater-Kayaking zu versuchen, haben wir beim Anblick der Stromschnellen sofort aufgegeben. Ansonsten ist Taupo  eine Hochburg Adrenalin treibender Sportarten, wie Skydiving, Bungy Jumping, Whitewaterrafting, Mountainbiking  usw., die die Neuseeländer besonders gern mögen und wofür sie ein Heidengeld ausgeben. Wir sind nicht so vergnügungssüchtig, schonen unsere Reisekasse und begeben uns jetzt lieber ins ortsansässige Thermalbad.


Montag, 06.10.2008

 

Es wird höchste Zeit mal wieder zur „Feder“ zu greifen, denn es fällt mir schon schwer, mich an alle Spots zu erinnern, die wir in letzter Zeit aufgesucht haben. Nach Lake Taupo sind wir - nunmehr ausgiebig mineralgebadet und mit babyglatter Haut - wieder an die Ostküste der Nordinsel nach Napier gefahren. Napier hatte das Pech, Anfang der 30iger Jahre von einem heftigen Erdbeben heimgesucht zu werden. Es wurde dem damaligen Zeitgeist entsprechend im Art Deco Stil wieder aufgebaut und vermarktet sich heute als die Art Deco Stadt der südlichen Hemisphäre. Tatsächlich lassen sich viele gut erhaltene Art Deco Muster an den Häuserfassaden erkennen, daneben hat man aber mit großer Unbekümmertheit jede Menge hässlicher Reklametafeln angebracht, bei deren Anblick sich ein deutscher Denkmalschützer im Grabe umdrehen würde. Auch wir fanden diese Verschandelung sehr schade, lenkt sie doch, dem Ziel der Werbungsmaßnahme entsprechend, den Blick von den schönen, pastellfarbenen gestrichenen Fassaden ab. Selbst die im Reiseführer angepriesene Fahrt durch das nächtliche, angeleuchtete Napier war eher eine Enttäuschung, zumal der Ort bereits um 19.00 Uhr völlig ausgestorben ist. Wir wissen noch nicht so recht, was die Neuseeländer abends denn so treiben, in Restaurants und Pubs sitzen sie jedenfalls nicht und sie flanieren auch nicht in der Gegend rum. Unsere Campingplatznachbarn liegen in der Regel um neun Uhr abends in der Falle und wir können die Natur und Stille um uns herum ganz alleine genießen. Gleichwohl sind wir in der Regel bei den ersten, die Morgens wieder aktiv werden, und belustigen uns dann über die Parade an pinkfarbenen Schlafanzügen, vornehmen Bademänteln, Damen mit Lockenwicklern und Handtuchturbanen sowie barfuss gehenden Naturburschen mit freiem Oberkörper, die da an uns vorbeiflanieren. Das Camperleben hat eindeutig seine lustigen Seiten.

 

Im Übrigen ist das an der Hawkes Bay gelegene Napier als Weinanbaugebiet bekannt. Neuseeland hat ausgezeichnete Weine und die Neuseeländer trinken davon auch gerne und reichlich. Ganz besonders beliebt sind Weinverkostungstouren durch die einzelnen Weingüter, die man ausgestattet mit einem Routenplan und einer Wasserflasche auch per Fahrrad absolvieren kann. Die Räder sind mit großen Wimpeln gekennzeichnet, wahrscheinlich als Warnhinweis auf ihre irgendwann nicht mehr ganz nüchternen Benutzer. Es gibt sehr stilvolle Güter wie etwa die Mission Estate Winery, das immer noch von Mönchen betriebene, älteste Weingut Neuseelands, wo man zudem ausgezeichnet essen kann.

 

Von Napier haben wir in einem Rutsch eine recht lange Fahrtstrecke an die Südspitze der Nordinsel, nach (windy) Wellington, 164.000 Einwohner und Hauptstadt Neuseelands, hinter uns gebracht. Wir sind dort spät angekommen und haben uns auf einem „schnuckeligen“ Campingplatz mitten im Industrie- und Hafengebiet niedergelassen. Von der Stadt selbst haben wir nur die Hafenansicht genossen, denn der Stopp war von vorneherein lediglich als Durchgangsstation zur Südinsel gedacht und wir werden bei unserer Rückfahrt nach Auckland zwangsläufig wieder durch Wellington kommen. Von Wellington gehen die großen Autofähren zur Südinsel Neuseelands, wo man in den landschaftlich grandiosen Marlborough Sound durchfährt um dann in dem nett gelegenen Städtchen Picton zu landen. Entgegen meinen Befürchtungen hatten wir eine ruhige Überfahrt, was nicht unbedingt üblich ist. Leider setzte in Picton dann der Regen ein, was der Ankunft auf der Südinsel ein wenig abträglich war. Der Campingplatz in Picton war recht dicht bepackt, denn zwischenzeitlich haben hier irgendwelche Schulferien begonnen, und wir kamen ausgiebig in den Genuss der weniger angenehmen neuseeländischen Angewohnheit, Autos und Wohnmobile vor dem Start erst mal stundenlang und ohne erkennbaren Nutzen warmlaufen zu lassen. Das Umweltbewusstsein ist hier durchaus zwiespältig. Einerseits achtet man sehr auf Mülltrennung. Biolebensmittel stehen hoch im Kurs, Essen soll möglichst „organic“ sein. Auf der anderen Seite besteht wenig Bewusstsein dafür, dass man mit einem Auto  die Luft verschmutzen und seinen Mitmenschen eine völlig unnötige Lärmkulisse zumuten kann. In den Supermärkten wird man wie in der dritten Welt mit Plastiktüten überhäuft und es gibt keinerlei Pfandflaschensystem. Dafür lassen die Neuseeländer aber auch ihren Müll nicht stehen und liegen wo sie gerade sind. Das Land ist extrem aufgeräumt und sauber, was natürlich auch daran liegt, dass auf der riesigen Landmasse kaum Leute wohnen und vor der Küste nur wenige Frachter verkehren, die ihren Unrat ins Meer kippen können. Ich habe noch nirgends so saubere, naturbelassene Strände gesehen.

 

Von Picton ging es weiter in das zweite große Weinanbaugebiet Neuseelands, nach Blenheim (gesprochen : Blenem). Hier erstrecken sich vor einer wunderschönen Alpenkulisse riesige, topfebene Weinfelder und der geneigte Tourist kann eine weitere ausgiebige Tour durch die vielen Weingüter unternehmen. Angebaut werden auch viele sonstige Früchte und Oliven und man offeriert eine mediterrane Küche, der ideale Ort für ein gutes Geburtstagsessen.

 

Zur Erholung waren danach zwei Tage Wellness in Hanmer Springs angesagt. Hanmer Springs liegt umgeben von schneebedeckten Bergen, in denen man jetzt noch Skilaufen kann, auf etwa 400 Meter Höhe und verfügt über heiße Mineralquellen und ein recht hübsch angelegtes Thermalbad, das leider bei unserem Besuch (Wochenende und Schulferien) hoffnungslos voll war. Insbesondere Kinder scheinen das warme Wasser zu lieben, die Eintrittspreise sind niedrig und die Neuseeländer ausgesprochen kinderlieb, was sich auch an einer offenbar recht guten Geburtenrate zeigt. Hanmer  Springs ist – auch wegen seiner Nähe zu Christchurch – zwar sehr touristisch mit allem im Angebot, was das neuseeländische Urlauberherz begehrt (Bungyjumping, Jetbootfahren, Riverrafting und vor allem Minigolf), gleichwohl hat uns das Örtchen mit seiner relaxten Atmosphäre und dem netten Ambiente ganz gut gefallen und war in jedem Falle einen Besuch wert.


Von Hanmer Springs ging es dann – nach Sonnenschein und 25 Grad am Vortag – bei Nieselregen und kalten 15 Grad wieder zur Ostküste nach Kaikura. Kaikura liegt auf einer Halbinsel, an der schneebedeckte Berge von bis zu 2.600 Meter Höhe fast bis an die Küste heranreichen, weshalb man die Gegend auch das Alpine-Pacific-Triangel nennt. Außerdem stoßen hier zwei unterschiedlich warme, besonders nährstoffhaltige Meeresströmungen zusammen, weshalb das Gebiet bei Walen und Delphinen sehr beliebt ist. Wir haben für heute eine Whalewatching-Tour gebucht und sind schon sehr gespannt, ob wir welche von den beeindruckenden Tieren zu sehen und vielleicht sogar zu hören bekommen. Das Wetter ist gut, die Sonne scheint wieder, nur der aufkommende Wind lässt befürchten, dass ein wenig Seefestigkeit gefragt sein wird.   

 

Dienstag, 14.10.2008

 

Wir sind nun in den 30 Tagen unserer bisherigen Neuseelandreise auf dem 21. Campingplatz angekommen. Andere, die nur 4 und nicht wie wir 8 Wochen Zeit haben, sind zwar noch umtriebiger, aber auch bei uns tritt so langsam eine gewisse Müdigkeit ein und wir haben daher beschlossen, uns für zwei Tage in Invercargill, einem  für hiesige Verhältnisse eher langweiligeren Ort im äußersten Süden der Südinsel, niederzulassen und unsere Eindrücke zu verarbeiten.

 

Zunächst zurück zu Kaikoura. Mit dem „Whalewatchen“ hat es montags nicht mehr geklappt, denn der Wind wurde gar zu stürmisch. Man buchte uns deshalb auf eine Tour am nächsten Morgen zu noch nachtschlafender Zeit um, als der Wind zwar nicht mehr ganz so stark, das Meer aber kaum ruhiger war. Der Veranstalter warnte dann auch ausdrücklich vor starkem Seegang und aufkommender Seekrankheit. Mit durch unsere fast schadlos überstandene Galapagostour gestärktem Selbstbewusstsein gingen wir - ausgerüstet mit Pressurarmbändchen und Pillen gegen Seekrankheit – gleichwohl an Bord. Es wurde schlimmer als erwartet. Auf hoher See tanzte der kleine Motorcatamaran so auf den Wellenkämmen und plumpste in tiefe Wellentäler, dass uns Hören und Sehen und jeglicher Gleichgewichtssinn verging. Einzelne Personen, die hier nicht näher genannte werden sollen, mussten sich dann auch alsbald von ihrem Lachsbrötchen, das sie noch guten Mutes an Land zu sich genommen hatten (war wohl nicht die beste Idee), trennen. Die beiden riesigen Spermwale, die ab und zu hohe Wasserfontänen ausprustend, ruhig und gelassen neben unserem Boot einher schwammen, ließen die Turbulenzen an Bord allerdings völlig unbeeindruckt, bevor sie sich mit hoch aus dem Wasser herausragender Schwanzflosse in die Tiefen des Meeres verabschiedeten. Dieser Moment ließ nicht nur die Seekrankheit, sondern leider auch das Fotografieren vergessen, so dass wir ihn nicht wiedergeben können.

 

Etwas gebeutelt und mit noch flauem Gefühl im Magen ging es sodann von Kaikoura über Christchurch, der größten Stadt der Südinsel, die uns allerdings nicht sonderlich interessierte, auf die nahe gelegene Banks Halbinsel, nach Akaroa. Die Hügel und fjordartigen Naturhäfen der kreisrunden Halbinsel wurden durch zwei gewaltige Vulkaneruptionen gebildet. Jetzt im Frühjahr ist alles sattgrün und der Kontrast zu den verschiedenen Blautönen des Meeres und den vielen buntblühenden Sträuchern und Bäumen ist wunderschön. Das kleine Hafenstädtchen Akaroa pflegt ein ausgeprägtes französisches Image. Es gibt französische Farmen (die sich von den angelsächsischen allerdings nicht unterscheiden), französische Straßennamen, französische Restaurants und Bäckereien und als kulturellen Höhepunkt des Jahres, ein französisches Fest mit einem Race d´Escargots, einem Wettrennen der „französischen“ Kellner und einer Vorführung des Films „Die Ferien des Monsieur Hulot“.

 

Wir haben uns das Fest, das am Wochenende nach unserem Besuch in Akaroa stattfinden sollte, wegen des vorhersehbaren Trubels nicht angesehen, denn französisches Flair können wir schließlich auch in Europa erleben. Es hat uns vielmehr in die neuseeländischen Alpen zum Lake Tekapo getrieben. Die Besonderheit dieses Gletschersees ist seine Türkisfarbe, die daraus resultiert, dass durch die (leider zunehmend) abschmelzenden Gletscher fein gemahlener Gesteinsstaub in den See geschwemmt wird. Außerdem liegt der See vor einer atemberaubenden Kulisse : den schneebedeckten Gipfeln und Gletschern des Mount Cook National Parks, die besonders gut in der Abenddämmerung zum Ausdruck kommt. Nachdem wir uns auf See doch eher als Leichtmatrosen, denn als alte Seebären erwiesen haben, wollten wir unseren Mut jetzt zumindest in der Luft unter Beweis stellen und buchten einen Rundflug über den National Park. Es war kein ganz billiges Vergnügen aber es hat sich ohne Einschränkung gelohnt. Allerdings rutschte mir beim Anblick der kleinen Cessna, mit der wir über die unzugängliche, tief verschneite Bergwelt kurven sollten, doch zunächst das Herz in die Hose, Aber diesmal hatten wir Glück und das Wetter spielte mit. Es war sonnig, kaum windig und die kleine Maschine machte in der Luft nur wenige Hopser. Der Anblick entschädigte schließlich für alles. So nahe wären wir weder mit dem Auto, noch – wir sind ja keine Bergsteiger - zu Fuß zu den Gipfeln der Berge, mit dem Mount Cook (3.755 Metern) als höchster Erhebung (und zugleich der höchstem Berg Neuseelands), und an den Tasman-  Fox- und Franz-Joseph-Gletscher mit ihren Abflüssen und Gletscherseen herangekommen. Es war ein wirklich grandioses Erlebnis, das wir unter keinen Umständen (Flugangst hin und her) missen wollten. Anschließend gab es zur Abrundung des Tages noch ein warmes Bad im ortsansässigen Thermalbad mit Blick auf See und Berge.

 

Auf der Fahrt von den Alpen zur alten Goldgräberstadt Dunedin haben wir einen Zwischenstopp in Oamaru eingelegt, dessen stadtnah gelegene Pinguin-Kolonien ganz besonders angepriesen werden. Der Ort ist recht interessant wegen seines historischen Hafendistrikts mit vielen (für neuseeländische Verhältnisse ) alten Lagergebäuden. Von den Pinguinen (Gelbäugige und Blaue) haben wir gerade einmal eine Handvoll gesehen, weil die einen (die Gelbäugigen) als ganz besonders scheu gelten, und sich die anderen (die Blauen, die ohnehin nur 40 cm groß sind und 1 Kilo wiegen) erst in der Dunkelheit blicken lassen. Da haben wir die Tiere in Südafrika schon in weit größerer Anzahl und viel hautnaher erlebt. In Oamaru wird letztlich viel Wind um wenig gemacht, zumal man sich den Anblick der Tiere – unter dem Siegel des Naturschutzes - teuer bezahlen lässt und sie dann auch noch durch eine lauthalsige Präsentation einer völlig unnatürlichen Lärmkulisse aussetzt.

 

Dass Dunedin früher einmal eine vom Goldrausch profitierende, sehr reiche Stadt war, sieht man an seinen repräsentativen alten Gebäuden. Insbesondere der alte Bahnhof ist eine Pracht und nach dem Opernhaus in Sydney das am meisten fotografierte Gebäude der südlichen Hemisphäre. Es gibt einige gute Museen und natürlich konnten wir uns eine Besichtigung der Cadbury Schokoladenfabrik mit dem größten Schokoladenbrunnen der Welt nicht entgehen lassen. Leider durfte man in der Fabrik wahrscheinlich zum Schutze vor Industriespionage nicht fotografieren. Natürlich haben wir die Örtlichkeit mit einigen zusätzlichen Gramm Schokolade wieder verlassen. Vor Dunedin liegt eine landschaftlich recht hübsche Halbinsel, auf der wir auch nächtigten. In deren Mitte thront auf einem Hügel gelegen das 1871 erbaute Larnach Castle. Mister Larnach war ein recht schillernder Geschäftsmann, Banker und Politiker, der sich spektakulär im neuseeländischen Parlamentsgebäude das Leben nahm. Über die Hintergründe wabern Gerüchte, die in dem komplett eingerichteten und der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Schloss in der Art eines englischen Mansions genüsslich ausgeschlachtet werden. Besonders der Schlossgarten und die Ausblicke von dort sind spektakulär.

 

Von Dunedin ging es weiter südlich in die Wildnis der Catlins, einer hügeligen, an eine wilde Küste angrenzenden Flusslandschaft mit Schafen, Schafen und nochmals Schafen. Den Campingplatz haben wir uns mit einem anderen Camper geteilt und uns abends dadurch unterhalten, dass wir dem Meeresrauschen und dem vielfältigen Vogelgezwitscher lauschten, was auch mal ganz nett, vor allem äußerst entspannend war. Die Landschaft  ist nicht unbedingt spektakulär, aber ursprünglich und erinnert an Schottland, weshalb sich dort offenbar auch besonders viele Schotten niedergelassen haben, um das zu tun, was sie wohl auch schon in Schottland getan haben : Schafe züchten.

 

Im Moment sitzen wir also in Invercargill (klingt ebenfalls sehr schottisch) und es hat nach tagelangem guten Wetter angefangen zu regnen, woran sich laut Wetterbericht auch in den nächsten zwei Tagen nichts ändern soll. Auch gut. Aus der Tour zum noch weiter südlich gelegenen Stewart Island wird dann zwar nichts (die See soll hier ohnehin in der Regel ziemlich rauh sein), wir haben aber die Gelegenheit, uns einfach mal ohne Besuchsprogramm treiben zu lassen, auszuschlafen und gut essen zu gehen, bevor es weiter geht in die neuseeländische Fjordlandschaft an der Westküste.  


Sonntag, 26.10.2008

 

Wir sitzen auf dem 28. Campingplatz unserer inzwischen 6-wöchigen Neuseelandreise und so langsam geht uns das Gefühl für Raum und Zeit ein wenig verloren. Ist unser Rundflug um den Mount Cook tatsächlich schon wieder mehr als 2 Wochen her ?. Zwischenzeitlich gab es auf der Südinsel jede Menge weitere Superlative zu bestaunen. Wenn wir jetzt vor einem glasklaren, einsamen Gletschersee und Schnee bedeckten Bergen stehen, zücken wir noch nicht einmal die Kamera. So kann man sich auch an Naturschönheiten gewöhnen. Ergreifen tut es einen aber trotzdem immer wieder ein bisschen.

 

Von Invercargill (Südküste der Südinsel), wo wir immerhin einige sehr schön angelegte Parks und herrschaftlich gestylte Häuser (z.B. die sehenswerte Anderson Park Art Gallery) bewundern konnten, ging es bei schönem Wetter zunächst an der Südküste entlang und dann in Richtung Norden ins Fjordland Neuseelands, nach Te Anau, dem Ausgangspunkt für Ausflüge und Wanderungen in den berühmten Milford Sound bzw. den weniger frequentierten Doubtful Sound. Ansonsten weist das stark zerklüftete, im Südwesten der Südinsel gelegene Fjordland keinerlei Infrastruktur auf und ist mit dem Auto nicht zu erreichen. Es führen nur einige wenige abenteuerliche Wanderrouten hindurch. Wer diese machen will, muss sich selbst versorgen und wegen des häufig rauen Wetters auch professionell ausgestattet sein. Um den im äußersten Norden des Fjordlandes gelegenen Milford Sound und den Doubtful Sound herum gibt es hingegen gut organisierte Trackingtouren jeder Couleur. Da wir nicht die größten Wanderer sind, haben wir uns auf dir kürzere Touren beschränkt und – wir geben es ja zu – ansonsten die Landschaft von der Straße und vom Boot aus bestaunt. Zum Aufwärmen war zunächst eine Bootstour auf dem Lake Te Anau, dem größten See Neuseelands, angesagt, die einen Abstecher in das Aurora Höhlensystem, ein insgesamt 6,7 km langes Kalksteinlabyrinth, beinhaltete. Es handelt sich um ein sog. nasses Höhlensystem, das von einem über mehrere Wasserfälle dahin fließenden Fluss durchquert wird und sich deshalb ständig vergrößert. Trockenen Fußes gelangt  man nur wenige 100 Meter in das Höhlensystem hinein, dann müsste man tauchen (wovon wir verständlicher Weise Abstand genommen haben). Am Ende des begehbaren Teils ist die sog. Glühwürmchen-Höhle, deren Besichtigung klaustrophobisch veranlagten Leuten wie mir allerdings dringend abgeraten sei. Man wird nämlich auf einem handgezogenen Boot in die absolute und lautlose Finsternis geschickt, um die armen Glühwürmchen, die  allerdings nur in recht überschaubarer Anzahl vorhanden waren, nicht zu erschrecken. Ich kämpfte derweilen mit aufsteigender Panik und war am Ende der „Glühwürmchentour“ kurz davor, zu hyperventilieren. Eigentlich hätte ich es besser wissen und die Hände von solchen Höhlentouren lassen müssen, aber hier in Neuseeland wird man pausenlos zu allem möglichen abenteuerlichen Unsinn verführt, einschließlich Skydiving, Bungyjumping, Jetboatriding, Riverrafting usw. Dagegen ist der Besuch einer absolut finsteren Höhle noch harmlos. Man kann sogar ohne Vorkenntnisse ein Flugzeug selbst über die Alpen steuern.

 

Nicht ganz ungefährlich war dann auch unsere Tour von Te Anau nach Milford, am Fuße des Milford Sounds, denn die Strecke führt über die Wasserscheide der Südalpen 17 Kilometer lang durch Lawinengebiet und gilt als die gefährlichste Fahrroute Neuseelands. Aber es hat sich landschaftlich gelohnt. Insbesondere die Türkisfarbe der rechts und links der Straße dahin schießenden Geltscherflüsse und die beeindruckenden Schneefelder haben uns sehr begeistert. Da wir einen der wenigen Tage erwischt hatten, an denen der Milford Sound nicht im dichten Nebel oder Regen hing, sind wir bei unserer Ankunft in Milford sofort auf ein kleines Boot gesprungen und konnten – ein echtes Privileg - die atemberaubende Landschaft bei Sonnenschein genießen. Ich denke die Bilder sprechen für sich. Kaum waren wird vom Boot runter, zog es zu und begann dann später auch zu regnen. Da saßen wir schon warm geduscht auf unserem Campingplatz und hielten Zwiesprache mit einem äußerst zutraulichen Kea, einer nur auf der Südinsel Neuseelands heimischen hochintelligenten großen Papageien-Art (einziger alpiner Papagei), die angeblich in Gruppen selbst Schafe reißen soll, zum Leidwesen der Schafsfarmer aber unter Naturschutz steht.

 

Vom Milford Sound ging es nach einer Zwischenübernachtung in Te Anau bei wieder schönem Wetter nach Queenstown, der Stadt die selbst damit wirbt, die „Global Adventure Capital“ zu sein. Dementsprechend hing viel Jungvolk mit in den Knien hängenden Bluejeans (ist das bei uns überhaupt noch in ?), übergroßen Basketballschuhen und dicken Strickmützen, die nie abgesetzt zu werden scheinen, dort herum. Wir fanden die zur Zeit von Baustellen dominierte Stadt nicht so reizvoll. Allerdings konnte man dort – in Neuseeland eher selten - auch nach 21.00 Uhr abends noch etwas zu essen und trinken bekommen, was unseren Lebensgewohnheiten ja eher entgegen kommt. Die Gegend um Queenstown ist gespickt mit Orten, an denen der Film „Herr der Ringe“ gedreht wurde, d.h. die Umgebung hat durchaus viele landschaftliche Höhepunkte zu bieten, uns war das alles aber etwas zu rummelig.

 

Da hat uns Wanaka (am gleichnamigen See), unser nächster Aufenthaltsort, wesentlich besser gefallen. Der Ort strahlt viel Ruhe aus und liegt noch näher an den weißen Bergen, deren Panorama wir auf einem sehr schönen Campingplatz im warmen Spa  sitzend genießen konnten.

 

Von Wanaka ging es über einen Abstecher zum Fox Gletscher zum größten Gletscher Neuseelands, dem Franz Josef Gletscher (hier hat ein österreichischer Landsmann seinen Kaiser verewigt). Im Rahmen einer organisierten Tour kann man diesen Gletscher auch besteigen, was wir natürlich gemacht haben, denn wer weiss, ob wir jemals wieder so nah an einen Gletscher herankommen. Fox- und Franz-Josef-Geltscher enden übrigens nur wenige Kilometer hinter der Küstenlinie auf nur noch ca. 400 Metern Höhe und münden sozusagen unmittelbar in den Regenwald der Westküste. So nah soll nur noch ein Gletscher in Argentinien an den Regenwald herankommen. Die Tour war beeindruckend, zumal sich unsere Guides bemühten, ihre Truppe auch noch durch die allerschmalsten Gletscherspaten hindurch zu bugsieren. Das Eis darin leuchtet in intensivstem Blau, was an der extrem hohen Dichte liegt (ca. 10-mal dichter als normales Eis ohne Sauerstoffeinschlüsse, wodurch alle Spektralfarben außer blau absorbiert werden).

Auch sonst erfuhren wir einiges Wissenswerte über die Entstehung, die Bewegungen, das Abschmelzen und die Ausweitung von Gletschern. Fox- und Franz-Josef-Gletscher sind übrigens gegen den Trend in den letzten Jahren sogar gewachsen.

Die Tour hat sich in jedem Falle gelohnt und wir sind vom Veranstalter auch richtig gut mit Stiefeln, Steigeisen und wasserdichter Kleidung ausgestattet worden. Das „Sahnehäubchen“ des ganzen war aber das Wetter, denn bei über 350 Regentagen in diesem Teil der Südinsel haben wir zwei Tage schönsten Sonnenscheins erwischt. Der Wettergott scheint uns insgesamt  ausgesprochen wohl gesonnen. Als wir an der Ostküste waren, hat es – was eher üblich ist – im Westen die ganze Zeit geregnet. Nun regnet es seit einigen Tagen im Osten und auf der Nordinsel.

 

Im Moment sitzen wir – weiter im Sonnenschein - in Greymouth, der größten Stadt der Westküste, deren Name gut zu ihr passt, denn die Stadt ist ausgesprochen unansehnlich, aber ein beliebter Zwischenstopp auf dem Weg nach Nelson und zum Abel Tasman National Park, wo wir uns morgen hinbegeben werden. 

Heute haben wir uns das Ereignis des Jahres in Greymouth angesehen: ein Motorradrennen auf einem 1,3 km langen verwinkelten Stadtkurs (insgesamt gab es 8 Rennen). Beeindruckend wie die durchweg Privatfahrer ihre Maschinen um den Kurs jagden!


Mittwoch, 05.11.2008

 

Von Greymouth ging es zunächst weiter entlang der Westküste der Südinsel nach Norden. Die Strecke, die ein wenig an The Big Sur in Kalifornien erinnert, ist spektakulär. Links schlagen die hohen Wellen der Tasmanischen See an eine zerklüftete Küste, rechts zieht sich der grüne Regenwald die Berghänge hoch. Höhepunkt sind die Pancake Rocks, Kalkste info rmationen, die wie übereinander geschichtete Pfannkuchen aussehen und Gischt sprühende Blowholes umschließen.

 

Vor dem nördlichsten Teil der Westküste, die vor allem die Stadt Westport und eine Seehundkolonie (nichts für empfindliche Nasen) zu bieten hat, sind wir dann ins Landesinnere Richtung Nordosten abgebogen, um kurz vor Nelson in Richmond einen Stopp einzulegen. Diese Gegend liegt klimatisch sehr geschützt, hier befindet sich das Obstanbaugebiet der Südinsel. Eine Plantage reiht sich an die andere und zur Zeit blüht alles. Nelson selbst gibt sich als Künstlerstadt, in der insbesondere die Glasbläserei boomt. Da sich daraus keine geeigneten Mitbringsel für Leute, die noch 3 Monate auf Reisen sind, ergeben, war  Nelson für uns eher der Ausgangspunkt zum Abel Tasman National Park (genannt nach einem mutigen hollandischen Seefahrer, der bereits im 17. Jahrhundert Australien umrundete). Der an der Nordküste gelegen Nationalpark besteht aus grün bewaldeten Kalkstein- und Marmorhügeln mit wunderschönen, goldgelben Sandbuchten. Die Küstengewässer sind recht geschützt und glänzen an schönen Tagen in allen Blautönen. Hier wird gewandert was das Zeug hält. Zu unserem großen Erstaunen waren insbesondere viele junge Leute unterwegs, die sich mit teils wundersamen Gepäckstücken (es wurden u.a. ein grauer Werkzeugkoffer und diverse schicke Handtäschchen gesichtet) auf die mehrtägigen Trecks begeben. Viele  deutsche Mädels so um die 20 waren dabei und wir wundern uns, woher bei ihnen der Mut und das Geld für eine solche Reise kommen. Wir haben davon Abstand genommen, unsere nicht mehr so ganz jungen Knochen den Strapazen einer Mehrtageswanderung auszusetzen (ehrlich gesagt schrecken mich mehr die kalten Nächte im Zelt, ohne Heizung, Dusche und vernünftiges Essen) und sind stattdessen einen halben Tag mit dem Kajak die Küste entlang gepaddelt und dann ca. 14 Kilometer durch den Park zurückgelaufen. Das Wetter war schön, vielleicht etwas zu windig, was aber dank unserer durch das Kayaking in der Südsee gestärkten Oberarme kein Problem war. Erstaunlich war viel eher, dass wir uns als alte Läufer (14 Kilometer Joggen sind ja eigentlich kein Thema) durch das Auf und Ab im Park tatsächlich leichte Blasen liefen.

 

Bei unserer Rückfahrt vom Abel Tasman National Park zur Fähranlegestelle in Picton, von wo es wieder zurück zur Nordinsel Neuseelands gehen sollte, setzte leider der Regen ein, der uns seither nicht mehr so recht verlässt. Von der wunderschönen Marlborough Region im Nordosten der Südinsel konnten wir uns daher nur eine Regen verhangene Vorstellung machen. Auch war das unruhige Wetter nicht gerade förderlich für eine entspannte Fährfahrt (immerhin 3 Stunden durch die für ihre oft rauhe See bekannte Cook Strait, der Meerenge zwischen Nord- und Südinsel, wo die Tasmanische See auf den Pazifik trifft).  

 

Zwischenzeitlich sitzen wir nach einem Stopp im eher unspektakulären, aber sympathischen Städtchen Whanganui, wo wir zwischen allerlei Viehzeug nächtigten und beim Einschlafen tatsächlich Schäfchen zählen konnten, und einem weiteren Stopp in New Plymouth, einer Hochburg der meist älteren neuseeländischen Park- und Gartenfreunde, die den Ort zur Zeit wegen eines Gardening-Festivals in Hundertschaften heimsuchen, wieder an der Ostküste der Nordinsel nahe Tauranga und warten auf Wetterbesserung. Wir sehen von unserem Campingplatz aus das Meer und einen kilometerlangen Strand, aber keine Sonne und um uns herum heult der Wind. Dabei geht es uns hier noch ganz gut, denn auf der Südinsel schneit es zwischenzeitlich bis in die Küstenlagen hinunter, was für die Jahreszeit sehr ungewöhnlich sein soll. Wir wollen also nicht undankbar sein, denn immerhin haben wir  fast alle Naturschönheiten der Südinsel im Sonnenschein erleben dürfen. Insoweit war unsere im frühen Frühjahr angetreten Reise durch Neuseeland durchaus ein Risiko, aber wir hatten Glück und wollten auch die noch saftig grünen und blühenden Landschaften nicht missen, die im hiesigen Sommer sicher viel vertrockneter sind. Vor allen Dingen merkt man, dass mittlerweile die Touristenströme immer dichter und Sehenswürdigkeiten und Campingplätze immer voller werden. Im hiesigen Sommer, d.h. um die Weihnachtszeit, wenn sich ausländische Touristen und urlaubende Neuseeländer gegenseitig auf den Füßen stehen, dürfte das Reisen hier nicht mehr so viel Spaß machen. Wir haben es genossen, können es nur weiterempfehlen und freuen uns jetzt auf das hoffentlich sonnige Brisbane in Australien und auf Ute und Allan , die wir dort besuchen werden.