Weltreise 2008 + Südamerika 2019

Samstag, 24.01.2009

 

Der Flug nach Chiang Mai im Norden Thailands war – abgesehen von den neonfarbenen Sitzbezügen bei Air Lao - viel angenehmer als ich erwartet habe und vor allem mit einer durchgängig spektakulären Aussicht auf das dicht bewaldete Bergland von Nordlaos und Nordthailand. Die Ankunft war dann wie der Sprung in ein anderes Zeitalter. Thailand ist den anderen Staaten Südostasiens in seiner Entwicklung bestimmt eine Generation voraus und Chiang Mai ist eine moderne asiatische Großstadt (die zweitgrößte in Thailand) mit allen Annehmlichkeiten der westlichen Zivilisation, inklusive einer Reihe großer Shoppingcenter, die wir im frisch erwachten Konsumrausch einen Tag lang unsicher machten. Allerdings ergibt sich nach einer Weile des Reisens auch wirklich die dringende Notwendigkeit, abgetragene Joggingschuhe und verwaschene T-Shirts einmal auszutauschen und Laos, Vietnam und Kambodscha waren für solch profane Dinge nicht die richtigen Einkaufsorte.

Ansonsten kann Chiang Mai mit einer Reihe prachtvoll renovierter, nach thailändischer Art üppig mit Gold und Kostbarkeiten ausgestatteter Tempel aufwarten. Viele  davon werden noch als Klöster genutzt, wobei auch die buddhistischen Mönche voll in den Tourismus miteinbezogen werden. So gibt es z.B. die merkwürdige Einrichtung eines „Chat with a monk“, bei der sich Mönche von neugierigen Touristen Löcher in den Bauch fragen lassen. Als Großstadt kann Chiang Mai natürlich nicht das Flair von Luang Prabang aufbringen, zumal der Altstadtkern wenig homogen ist. Da stehen innerhalb der nur noch bruchstückhaft vorhandenen alten Stadtmauern die prachtvollsten Tempel neben Wellblechhallen und die schönsten Gartenanlagen neben Autowerkstätten. Sehens- und erlebenswert ist der abendliche Sonntagsmarkt. Es übersteigt jegliche Vorstellungskraft, welche völlig unnützen Dinge dort angeboten werden. In Chiang Mai hatten wir auch das Vergnügen, unsere Berliner Freunde Karin und Ulli zu treffen und so langsam wieder in die Geschehnisse in der Heimat eingeweiht zu werden. Ein wenig enttäuschend war für uns allerdings die nordthailändische Küche, die längst nicht so scharf ist, wie wir das von unseren Aufenthalten in Südthailand in Erinnerung hatten und häufig einen süßen Touch aufweist, was nicht so ganz mein Fall ist.

 

Nach vier Tagen Chiang Mai ging es mit dem Bus weiter in die alte thailändische Königsstadt Sukhothai. Die Landschaft unterwegs war wenig spektakulär, überwiegend flach und recht trocken. Sukhothai wurde im 13. Jahrhundert auf den Trümmern einer alten Khmer-Siedlung errichtet und lohnt schon wegen seiner ruhigen und relaxten Atmosphäre auf jeden Fall einen mehrtätigen Besuch (gemeint ist die alte Ruinenstadt, die auch ein wenig an touristischer Infrastruktur bereit hält, nicht die 12 km entfernte Neustadt). Man darf natürlich nicht den Fehler machen, Sukhothai mit  den Tempelanlagen von Angkor zu vergleichen. Aber die auf mehreren Quadratkilometern verteilten Tempel, Säulengänge, Plattformen und Statuen sind absolut sehenswert. Wir haben uns zwei Tage lang Fahrräder gemietet und sind gemächlich von Tempelanlage zu Tempelanlage geradelt, einige der historischen Stätten hatten wir ganz für uns allein, ein Erlebnis, das man in Angkor trotz seiner Größe nur schwerlich haben kann. Insgesamt hat es uns sehr erstaunt, wie wenig touristischer Auftrieb in Sukhothai stattfindet. Im wesentlichen sieht man thailändische Schulklassen und Familien, große ausländische Touristengruppen haben wir hingegen gar keine gesichtet. Die Leute sind vom Tourismus noch nicht verdorben. Nach einem etwas anstrengenderen Aufstieg zu einem Tempel reichte man uns freundlich und ohne etwas hierfür zu fordern Trinkwasser und zeigte seine Freude, dass wir als Ausländer den Ort so schön fanden. Abends ging es in der Handvoll Restaurants sehr beschaulich zu. In unserer wunderschön angelegten Hotelanlage mit ca, 40 Bungalows und Zimmer waren wir zeitweise die einzigen Gäste. Den Pool hatten wir fast die ganze Zeit für uns. Sukhothai scheint trotz seiner vielen Sehenswürdigkeiten noch ganz am Anfang seiner Entwicklung zu stehen und wir sind froh, den Ort noch so ursprünglich erlebt zu haben. Es gibt aber bereits einen von Bangkok Airways neu angelegten Flughafen, der mehr einer Parkanlage entspricht und wegen seiner umweltbewussten Gestaltung mehrfach preisgekrönt wurde, von dem auch die noch verschlafenere, weiter nördlich gelegene Ruinenstadt Si Satchangalai angesteuert werden kann. Nach 3 Tagen Sukhothai reicht uns die Besichtigung von buddhistischen Tempeln aber wirklich und es geht ab in den Süden nach Khao Lak zum Badeurlaub.   

 

Dienstag, 03.02.2009

 

Als wir im Jahre 2004 - acht Monate vor dem verheerenden Tsunami - am Bang Niang-Beach von Khao Lak Urlaub machten, war dies noch ein El Dorado für den gehobenen Individualtourismus. Es gab zwei Luxusanlagen, ansonsten standen in den weitläufigen Anlagen einige wenige Bungalows, dazwischen eine Reihe einfacher Restaurants direkt am Strand.  Wir hatten eigentlich erwartet, diesen Zustand nach dem zwischenzeitlichen Wiederaufbau vieler Anlagen wieder vor zu finden und waren doch eher geschockt, als wir vor eineinhalb Wochen in den Ort einfuhren. Aus den meisten kleinen Anlagen sind große Hotelbauten mit 70 Zimmern und aufwärts geworden (immer noch kein Vergleich zu den riesigen Hotelanlagen auf den Kanaran!).

An der Zufahrtstraße zum Strand tummelt sich ein Schneiderladen am anderen, daneben liegen kleinere Shoppingcenter und zahllose Läden mit geschmacklosen Souvenirs aller Art. Die Restaurants verlangen teilweise fast das Doppelte der Preise, die wir aus dem auch nicht gerade untouristischen Chiang Mai und aus Sukhothai gewohnt waren. Kurz : der Charakter des Ortes hat sich ziemlich geändert. Es dominiert der Pauschaltourismus und die Leute sind in ihrer Unkenntnis über Land und Leute bereit, jeden Preis, der von ihnen gefordert wird, zu zahlen, zumal dieser  gemessen an mitteleuropäischen Verhältnissen immer noch günstig erscheint.

Nur wirkt sich das Preisniveau eben auch auf die einheimische Bevölkerung aus, und die verdient wesentlich weniger als der durchschnittliche Tourist. Offenbar haben sich viele Hotelbetreiber in ihrem nach der schlimmen Tsunami-Katastrophe mehr als verständliche Streben, möglichst schnell viel Geld zu machen und daher lieber auf den Pauschal- als auf den Individualtourismus zu setzen, auch völlig verspekuliert. So ist unsere, gemessen an den Verhältnissen vor dem Tsunami bestimmt auf die dreifache Kapazität angewachsene Anlage zwischenzeitlich annähernd so hoch verschuldet wie sie wert ist, weil dem Betreiber beim Wiederaufbau die Baukosten weggelaufen sind. Weil er für die Einrichtung der Zimmer keinen Kredit mehr bekam, blieb die Anlage ein Jahr ungenutzt und steht nun zum Verkauf. Der Verkaufspreis wird wohl vollständig an die Banken gehen, die nach dem Tsunami offenbar ziemlich kritiklos ihre Kredite vergeben haben. Wir hoffen nur, dass das Personal ordentlich bezahlt wird, bei anderen Lokalitäten in der Umgebung soll das aus den gleichen Gründen nicht immer der Fall sein.

Im Moment ist aber Hochsaison und alles gut gebucht, vielleicht geht ja das Konzept, mit größeren Kapazitäten mehr auf Pauschaltourismus zu setzen längerfristig doch auf. Für uns hat die Destination jedoch ihren Reiz verloren.

Es ist ok hier noch drei Wochen vor unserer Rückkehr nach Berlin ein wenig abzuhängen.

Einige gute Strandrestaurants gibt es immer noch und für die übrige Restaurantszene haben wir uns erkundigt und probieren die Tipps durch.

Wir sind angenehm (umgeben von lauter Skandinaviern, die sich als sehr ruhige Zeitgenossen entpuppten) untergebracht, haben uns in Phuket für billiges Geld ein Auto gemietet, mit dem wir kleinere Spritztouren in die Umgebung machen und genießen den nach wie vor traumhaften Strand, der immer noch bestens zum Joggen geeignet ist. Dieser Strand ist selbst nach unserem durch das lange Reisen anspruchsvollen Geschmack ein absolutes High Light. Läuft man nur zwei Kilometer ist man in der Einsamkeit und kann dann noch weitere sechs Kilometer vorbei an Palmenhainen und der ruhigen Andamansea auf dem topfebenen, zum Barfußlaufen bestens geeigneten Sandstrand in den Sonnenuntergang joggen.